
Dimitri Stepanowitsch Bortnjanski im Portrait
Biografie
Auf Grund seiner schönen Sopranstimme wurde Dimitri Stepanowitsch Bortnjansky schon mit acht Jahren Mitglied des Hofchors und dann in Petersburg Schüler Baldassare Galuppis. Als dieser wieder in seine Heimat zurückkehrte, wurde Bortnjanskys musikalische Ausbildung zunächst unterbrochen, dann aber mit einem Stipendium der Kaiserin Katharina II. bei seinem alten Lehrer in Venedig fortgesetzt und in Bologna, Rom, und Neapel vervollständigt. In Italien hatte er einige Opernerfolge, in Venedig mit ‚Creonte', 1776 und 1778 in Modena mit ‚Quinto Fabio'. Ein Jahr später kehrte er nach Rußland zurück und wurde Leiter des Hofchores, aus dem 1796 die Kaiserliche Kapelle entstand. Kaiser Alexander ernannte ihn zum Staatsrat. Bortnjansky holte neue Sänger aus der Ukraine und anderen russischen Provinzen nach Petersburg und brachte die Hofsängerkapelle zu hoher Leistungsfähigkeit. In der weltlichen Musik bezeugen schon seine italienischen und französischen Opern seine Abhängigkeit vom Westen. Seine geschichtliche Bedeutung liegt indes auf kirchenmusikalischem Gebiet. Mit Beresowsky hatte er es in zahlreichen Werken für den Gottesdienst unternommen, das italienische Kirchenmusikideal seiner Generation den Bedürfnissen des orthodoxen Kultes seiner Heimat anzupassen; zum Teil unter Zugrundlage altkirchlicher Melodien. Soweit es sich dabei nicht gerade um die damals der russischen Kirchenmusik neu hinzugefügten modernen konzertierenden Formen handelte, glaubte man ihn als den ‚russischen Palestrina' bezeichnen zu können. Seine - wenn der Vergleich erlaubt ist - von cäcilianischen Stilidealen mit allen Gefahren epigonaler Verflachung getragenen a cappella-Sätze erfreuten sich einer besonderen Beliebtheit in der deutschen evangelischen Kirche und wurden über die Mitte des Jahrhunderts hinaus noch eifrig vom Berliner Domchor gesungen, nachdem Friedrich Wilhelm III. einigen von ihnen im Zuge der damaligen Liturgiereform einen Platz in der Agende von 1829 angewiesen hatte. Vor allem setzte sich seine Vertonung von Gerhard Tersteegens ‚Ich bete an die Macht der Liebe' in Deutschland durch. Erst Jahrzehnte nach Bortnjanskys Tod fand die russische Kirchenmusik in bewußter Reaktion gegen den von ihm noch vertretenen Italianismus zu ihren Quellen zurück. Bortnjanskys kompositorisches Schaffen umfasst Opern - deren wohl bekannteste ‚Der steinerne Gast' ist - Chöre, Sonaten für Klavier, Kammermusik und Lieder. Er starb am 7. Oktober in Petersburg.
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Portrait

"Man muss das Ziel kennen, bevor man zur ersten Probe erscheint."
Der Pianist und Organist Aurel Davidiuk im Gespräch mit klassik.com.
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