
Ralph Benatzky im Portrait
Biografie
Ralph Benatzky wurde am 5. Juni 1884 in Mährisch Budwitz in der Nähe von Brünn im heutigen Tschechien geboren. Er komponierte Opern, Operetten und Chansons. Der gebürtige Rudolph Josef Frantisek Benatzky hinterließ ein Oeuvre von mehr als 2.000 Chansons, über fünfzig Bühnenwerken sowie zahlreichen Filmmusiken und Einzelschlagern. Darüber hinaus schrieb er mehrere Romane, Feuilletons, Gedichte und 24 Tagebuchbände.
Vor allem ein Werk aus seinem umfangreichen Schaffen hält die Erinnerung an ihn bis heute wach: das unverwüstliche Weiße Rössl. Mit diesem beispiellosen Erfolgsschlager aus dem Jahr 1930 wurde Benatzky weltberühmt und unsterblich. Trotz des anhaltenden Erfolges dieses Stückes ist sein Schöpfer bis heute nur Wenigen bekannt.
Nachdem er wegen eines Duells unehrenhaft aus der österreichischen Armee entlassen worden war, ging er nach Wien, studierte Germanistik, Philosophie und Musik, machte seinen Dr. phil. und begann, frech-frivole Lieder für das Kabarett zu schreiben. Als Hauptkomponist und Klavierbegleiter seiner späteren zweiten Gattin Josma Selim - einer gefeierten Chansonette - erlangte er internationalen Ruhm. Wegen "der besseren Verdienstmöglichkeiten" zog er mit dieser 1924 von Wien nach Berlin, der zweiten wichtigen Operettenmetropole der Zeit. Dort avancierte Benatzky schnell zu einem der Großen des damals in voller Blüte stehenden Operettenbetriebes.
Neben seinen Revueoperetten, die er gemeinsam mit dem Regisseur Erik Charell für das Große Schauspielhaus in Berlin kreierte, – unter anderem "Casanova" (1928), "Die drei Musketiere" (1929) und "Im weißen Rössl" (1930) – exzellierte Benatzky ausgerechnet auf dem vollkommen konträren Gebiet der intimen Kammeroperette. Er entwickelte als Alternative zu den pathetischen Quasi-Opern des späten Lehár - wie z.B. "Das Land des Lächelns" (1929) - die französische "opérette légère" zum musikalischen Konversationslustspiel deutscher Provenienz. Dabei entstanden Werke wie "Adieu Mimi" (1926), "Meine Schwester und ich" (1930), "Bezauberndes Fräulein" (1933) und "Das kleine Café" (1934). Zarah Leander bescherte er mit "Axel an der Himmelstür" (1936) den ersten überregionalen Hit, der sie außerhalb ihrer skandinavischen Heimat bekannt machte. Eine weitere Zusammenarbeit mit Leander für den Film "Zu neuen Ufern" mündete in den künstlerisch-kommerziellen Höhepunkt seiner Musikerkarriere. Ab diesem Zeitpunkt erhielt er Angebote aus dem In- und Ausland, bisweilen sogar aus Hollywood.
Hitlers Einmarsch nach Österreich 1938 stellt eine Zäsur in der Biographie des Komponisten dar. Da seine dritte Ehefrau Melanie Hoffmann Jüdin war, musste er die Stätten seiner vergangenen Triumphe verlassen. Im amerikanischen Exil erlebte er das gleiche Schicksal wie viele seiner europäischen Kollegen schon vor ihm. Sein Vertrag mit der Firma MGM in Hollywood platzte, da sein Werk in den Augen der Amerikaner wohl zu sehr mit der alten Welt verbunden war. So kam es, dass sein Schaffen quasi über Nacht niemanden mehr interessierte und er allmählich in Vergessenheit geriet.
Als der Krieg nach sechs Jahren vorbei war, kehrte Benatzky als gebrochener Mann nach Europa zurück. Am 16. Oktober 1957 verstarb er in Zürich, ohne dass er an seine einstigen Erfolge hatte anknüpfen können. Auf seinen eigenen Wunsch hin wurde er in St. Wolfgang im Salzkammergut beigesetzt.
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