> > > > Schumann ist so tiefgreifend, dass er den Herzensgrund erreicht
Mittwoch, 27. September 2023

Jimin-Oh Havenith im Gespräch mit klassik.com

"Schumann ist so tiefgreifend, dass er den Herzensgrund erreicht"

Jimin Oh-Havenith wurde in Seoul geboren und kam mit 19 Jahren nach Deutschland. Die Pianistin, die seit 2013 wieder als Solistin tätig ist, studierte bei Jin-Woo Chung an der Seoul National University. In Deutschland führte sie ihr Studium bei Aloys Kontarsky an der Musikhochschule Köln fort und begann ihre Konzert- und Aufnahmetätigkeit – als Solistin sowie im Klavierduo mit ihrem ersten Mann Raymund Havenith, der 1993 verstarb. Sie lehrte an der Hochschule für Musik Mainz und an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main. Heute lebt die Pianistin mit ihrem zweiten Mann in Landau in der Pfalz. Beim Label audite, mit dem sie eine mehrjährige Zusammenarbeit verbindet, ist ihr Album „For Clara“ als erste Folge einer Robert-Schumann-Reihe erschienen. Im Gespräch verrät Jimin Oh-Havenith, dass sie nicht immer von der Musik Schumanns begeistert war und in der Jugend die Intensität seiner Musik als zu fordernd empfand. Außerdem schildert sie, welche weiteren Aufnahmen sie plant, spricht über Traditionslinien in der Musik sowie über das Verhältnis zwischen Alltag und Kunst, Liebe und Musik.

Frau Oh-Havenith, wie kam es zu Ihrer Entscheidung, eine Schumann-Reihe aufzunehmen?

Mit Schumann verbindet mich eine besondere Geschichte, wenn man so will. In meiner Pubertät konnte ich mit ihm wenig anfangen. Ich weiß nicht wieso, aber ich fühlte mich von seiner Musik immer wieder peinlich berührt …

Peinlich berührt?

Ja, das ist eine ziemlich seltsame Angelegenheit. In jungem Alter ist man von tiefen Gefühlen irritiert, ist lieber rational und abstrakt. Damals dachte ich mir, ich müsse mich mit Schumann ja nicht beschäftigen, schließlich hatte ich mit Komponisten wie Bach, Beethoven oder Liszt und Chopin genug zu tun. Als ich 17 Jahre alt war, kam mein Lehrer auf mich zu und sagte, ich solle die Grande Sonate op. 14 von Schumann in der Prüfung spielen. Da musste ich erst einmal schlucken. Aber das, was ein Lehrer sagte, war damals für mich Gesetz, sodass ich die Sonate spielte. Dass ich dann eine außergewöhnlich hohe Punktzahl von der Jury erhielt, überraschte mich sehr. Dennoch legte ich Schumann erst einmal wieder beiseite.

Wie kamen Sie dann doch zu ihm?

Über meinen jetzigen Mann! Er liebt Schumann und sagte oft zu mir, ich wäre eine sehr gute Schumann-Interpretin. „Ich doch nicht“, dachte ich dann immer (lacht herzlich). Aber dann fing ich ihm zuliebe an, mich doch ernsthaft mit Schumann auseinanderzusetzen. Damals ging ich durch eine schwierige Zeit. Ich hatte eine Phase schwerer Neurodermitis, sodass meine Hände voller Risse waren und extrem schmerzten. Meine Kondition war am Boden und ich merkte, dass meine Kraft für Schumann nicht ausreichte. Ich arbeitete damals an Bachs Goldberg Variationen. Das gab mir viel Kraft und baute mich auf. Daneben arbeitete ich an Schumann immer wieder in größeren Abständen und entdeckte zunehmend diese besondere Welt, die seine Musik eröffnet. Eine Welt voller Intensität, die mich vermuten ließ, wieso Schumann seine Hände kaputtgespielt hat.

Verraten Sie uns bitte Ihre Theorie!

Die Klänge, die er in seinem Kopf hatte und mit dem Klavier ausdrücken wollte, kann der menschliche Körper nur schwer umsetzen. Es heißt ja auch, dass Clara Schumann ihr Leben lang Schmerzen in den Armen hatte.

Das lag an der Musik ihres Mannes?

Ich glaube schon. Als ich anfing, mich mit Schumann auseinanderzusetzen, merkte ich, wie anstrengend es ist. Mein Vorteil war, dass ich physisch so geschwächt war, dass ich gewissermaßen ganz von vorne anfangen musste. Dadurch nahm ich jeden Schritt bewusst wahr und konnte, ja musste meine gesamte Klaviertechnik über Jahre neu aufbauen, um Schumann gerecht zu werden.

Wenn Sie sagen, dass es Ihnen in dieser Phase schwerfiel, Schumann zu spielen, hat das damit zu tun, dass Schumann selbst gegen Ende seines Lebens mit einer schweren psychischen Erkrankung zu kämpfen hatte?

In der Tat verkraftete ich nicht, was ich in Schumanns Musik über seinen eigenen inneren Zustand fühlte – das hatte aber nichts mit seiner Erkrankung zu tun.

Was spürten Sie in der Musik?

Wenn ein Mensch diese Art Musik in sich hat, diese Intelligenz, diese Energie und dazu noch die starken Emotionen gepaart mit einem unglaublichen Sinn für Schönheit, dann ist es schon schwer, hier zu existieren.

Hier, in der Welt?

Ja. Ich finde, dass das Leben hier für jeden eine große Herausforderung ist. Und bei aller Gleichheit in dieser Herausforderung, stelle ich mir doch die Frage, um wie viel größer diese für solch ein Genie sein muss. Aber das Entscheidende ist: Die Musik als Kraft steht immer für sich selbst und bleibt von all diesen weltlichen Dingen unberührt.

Die Musik wäre also größer als die Person, die sie komponiert oder spielt?

Oh ja! Wir sind nur Instrumente, die am Ganzen teilhaben können.

Instrumente?

Die Musik kann nur so gut sein, wie ich als Instrument, wenn man so will, funktioniere oder diene. Deswegen muss man in Bezug auf die Musik absolut ehrlich sein, darf nicht zu Tricks greifen, wenn es schwierig wird. Es ist nicht schlimm, wenn man hier und da Unfertigkeiten hört, weil der Prozess einfach seine Zeit braucht. Man muss das durchhalten und darf keine Angst davor haben. Die Unfertigkeit geht vorbei, aber musikalische Lügen bleiben!

Wie kommen Sie heute mit Schumanns Musik zurecht?

Bei anderen Komponisten wie Bach, Beethoven oder Schubert fühlte ich mich immer zu Hause. Aber bei Schumann habe ich das Gefühl, wirklich angekommen zu sein. Um diesen Zustand zu erlangen, musste ich lernen, wie man das Instrument des Körpers mit dem anderen Instrument, dem Klavier, verbindet. Denn der Körper macht nicht immer, was man will, eigentlich meistens nicht! Es geht nicht nur darum, zu üben und zu üben.

Was bedeutet das? Disziplin?

Wir alle leben mit unserem Körper und es ist langsam an der Zeit, dass wir lernen, mit unserem Körper richtig umzugehen. Disziplin bedeutet, durch das Tun zu lernen; und dazu gehört natürlich auch, das Richtige zu essen.

Man ist, was man isst?

Der Körper ist, was man hineingibt. Er ist kein geistiges Gebäude, aber der Geist kann sich nur durch ihn ausdrücken. Bewegung ist auch wichtig. Ich bin selbst nicht so für Sport, aber man muss einen Ausgleich zu der sitzenden Tätigkeit am Klavier finden und beispielsweise Übungen machen, damit der Körper diesen hohen Anforderungen gewachsen ist.

Was für eine Funktion hat Musik?

Musik ist eine Realität, die sich durch Töne manifestiert und den Menschen dazu bringt, in sich hineinzuschauen. Mit ihren Empfindungen, Facetten oder Harmonien, egal wie man es nennt, ist sie ein besonderer Spiegel. Menschen brauchen Musik unbedingt, weil es keinen Ort gibt, wo sie sich besser mit sich selbst auseinandersetzen können. Dabei geht es nicht nur um Schönheit. Das wäre zu einfach. Es geht um viel mehr.

Gibt es eine spirituelle Realität, die sich durch Musik ausdrückt?

Für mich ist jeder Mensch spirituell und jeder hat eine andere Gabe, um sich und seine Spiritualität auszudrücken. Jeder muss für sich herausfinden, welches Vehikel er in sich trägt. Für mich ist es das Klavier. Doch, obwohl ich fast mein ganzes Leben Klavier spiele, war es ein langer Weg, zu dieser Gewissheit zu kommen. Mit diesem Bewusstsein hat die Musik natürlich eine spirituelle Realität. Aber mit diesem Bewusstsein hat letztendlich alles und jede Tätigkeit eine spirituelle Realität.

Der lange Weg, den Sie beschreiben als Weg innerer Reifung?

So kann man es nennen, denn am Ende führt jedes Leben zur inneren Reifung. Es unterscheiden sich nur die Ausdrucksmittel für jeden Einzelnen. Inzwischen bin ich so weit, dass ich sagen kann: Wenn ich mich hinsetze und spiele, dann ist es eine Liebeserklärung. Nichts anderes.

Zurück zu Schumann: Wie kam es von der anfänglichen Zurückhaltung zu Ihrer Passion für seine Musik?

Schumann ist für meine Begriffe so absolut und polyphon wie Bach. Das Erstaunlichste für mich aber ist sein intensives Empfinden, seine Gabe, Dinge zu beschreiben. Er ist so tiefgreifend, dass er den Herzensgrund erreicht. Als ich mich intensiv mit ihm auseinandersetzte, faszinierte mich das derart, dass in mir der Drang wuchs, seine Musik vollständig zu verwirklichen.

Sie wollten seiner Musik gerecht werden?

Das möchte ich bei allen Komponisten (lacht)! Aber Schumann und insbesondere seinem speziellen Sprachrhythmus gerecht zu werden, ist eine besondere Aufgabe. Bei ihm habe ich noch viel deutlicher als bei anderen das Gefühl, dass jeder Ton ein eigenes Anliegen hat. Um das zu verwirklichen, muss man immer weiter ins Detail gehen. Es reicht nicht aus, immer mehr zu üben, man muss auch die Kultur verstehen, aus der die Musik kommt, die Sprache, Mentalität, Geschichte – all das gehört dazu. Vor ein paar Wochen hörte ich Karl Richter und hatte das Gefühl, die ganze Aufführungstradition bis hin zu Bach hören zu können. Das war ungeheuer beglückend, was für eine enorme Substanz! Da war dieser Zusammenhang, den ich schon lange gespürt hatte, aber nun konnte ich ihn hören. Es geht hier aber um mehr als eine lange Traditionskette. Es ist eine Liebesgeschichte! Dass Beethoven für die verarmte jüngste Tochter von Bach Geld sammelte und Mendelssohn nach 100 Jahren Vergessenheit die Matthäuspassion wieder aufführte, das ist nichts anderes als eine Liebesgeschichte. Diese ungebrochene Tradition spürte ich auch, wenn ich mit meinem ersten Mann zusammen musizierte. Deswegen war es für mich so schwierig, nachdem er verstorben war, allein Musik zu machen. Irgendetwas war mit ihm in mir gestorben, und ich brauchte sehr lange, um mich nicht mehr mit meiner Musik einsam zu fühlen. Wissen Sie, in Musik verbunden zu sein, das hat noch einmal eine ganz andere Tiefe.

Sie haben von kulturellem Hintergrund, von Traditionsketten gesprochen. Wie taucht man in eine Kultur ein, wenn man – wie in Ihrem Fall – in einen ganz anderen Kulturkreis hineingeboren wurde?

Zuerst einmal über die Musik. In Korea lieben viele Menschen die europäische Musik. Ich interessierte mich schon mit zwölf für europäische Literatur und las mehr, als ich übte. Daneben war ich auch fasziniert von der Malerei und vielem mehr, obwohl es damals in Korea nicht so viele Möglichkeiten gab. Ebenso gab es nur wenige Konzerte oder Orchester. Aber diese Erfahrung prägte mir das Gefühl der Kostbarkeit von Musik und Kunst sehr ein. Das ist auch so geblieben.

Wir reden von den 1970er Jahren, die Zeit der Militärregierung in Südkorea.

Südkorea war nach dem Korea-Krieg damit beschäftigt, zu überleben. Man brauchte alle Ressourcen für den Wiederaufbau, sodass es wenig Raum für Kultur gab. Umso größer war die Sehnsucht danach. Meine Kommilitoninnen wollten nach Amerika, ich aber nach Deutschland, dem Land, dessen Musik und Kultur ich so verehrte.

Sprachen Sie damals schon die Sprache?

Ich hatte in der Highschool begonnen, Deutsch zu lernen. Als ich mit 19 nach Deutschland kam, konnte ich aber kaum mehr als „Guten Tag“ sagen. Das war im Endeffekt jedoch gar nicht so schlecht, denn dadurch, dass ich keine wirklichen Vorkenntnisse hatte, konnte ich Deutsch lernen wie ein Kind – durch Hören und durch Nachahmung, ohne jedes Vorurteil.

Zurück zu ihrer CD, die unter der Überschrift „For Clara“ steht. Warum haben Sie gerade die Werke ausgewählt, die Sie eingespielt haben?

Die Sonate fis-Moll op. 11 ist Clara gewidmet und über die Fantasie C-Dur op. 17 schreibt Schumann an Clara: „Der erste Satz davon ist wohl mein Passionirtestes, was ich je gemacht – eine tiefe Klage um Dich.“ Beide Stücke sind in der Zeit entstanden, als die Beziehung mit Clara immer realistischer wurde. Und ich empfand sie als einen guten Auftakt für die Schumann-Reihe. Das zweite Album, das bereits aufgenommen ist und noch in diesem Jahr erscheinen wird, umfasst die Kreisleriana und die Humoreske. Für die dritte CD sind der Carnaval und die Davidsbündlertänze geplant.

Clara Schumann war auch als Interpretin der Werke Ihres Mannes eine wichtige Figur für Schumann. Was für eine Frau war sie in Ihren Augen?

Ihr Leben ist ungeheuer groß. Es ist ein Leben als Ehefrau von Robert, als Mutter von sechs Kindern, als Konzertpianistin und Komponistin in der damaligen Zeit. Sie wuchs ohne Mutter und mit einem überaus strengen Vater auf, spielte Konzerte, übte, verdiente das Geld, organisierte den Haushalt, versorgte ihre Kinder und war nach dem Tod ihres Mannes finanziell für die gesamte Familie bis hin zu den Enkeln verantwortlich. Nachdem Robert gestorben war, blieb sie darüber hinaus 40 Jahre allein. Das ist schnell aufgezählt, aber es muss Tag für Tag gelebt werden. Ich selbst kann mir auch nicht vorstellen, Musik zu machen, bei der ich vom Leben abgeschnitten wäre. Ich hatte früher Kollegen, die Sätze sagten wie: „Heute habe ich mal aus dem Fenster geschaut und gemerkt, dass die Blätter schon wieder bunt sind“. Die haben nur geübt! Aber wohin soll das führen?

Weil die Kunst dann nichts mehr mit dem Leben zu tun hat?

Genau. Und das hört man auch. Beides in Balance zu bringen, ist das Schwierige. Ich versuche beispielsweise, meine Familie zu versorgen, früher auch meine Studenten. Ich nahm diese Aufgabe sehr ernst, denn es handelte sich um Menschen, die mir ihren Weg in gewisser Weise anvertraut hatten. Die Verantwortung ist weit mehr als der wöchentliche Unterricht. Für mich gilt: Wenn ich mich dem echten Leben und seinen Pflichten nicht stelle, dann gibt es keine Musik.

Beim Hören Ihrer CD erhält man den Eindruck, dass Sie sich durch die harmonische Entwicklung der Stücke tasten, ganz so, als entstünde die Musik aus dem Moment heraus, als würden Sie sie empfinden.

Wie schön, dass Sie das so hören, das macht mich glücklich! Für mich ist es unverzichtbar, im Arbeitsprozess die Musik so zu entschleunigen, dass man möglichst jeden Ton hören und auch wahrnehmen kann. Man muss sich der Tatsache bewusst sein, dass Schumann an Stücken immer wieder über Jahre gearbeitet hat. Jeder Ton ist wohlüberlegt, hat seinen Platz und seine Bedeutung.

Beim Erarbeiten der Musik versuchen Sie den Schaffensprozess nachzuvollziehen. Wie aber machen Sie das in der späteren Interpretation hörbar?

Das geht nur, wenn man keinerlei Konzept über das Stück im Kopf hat … Konzept in dem Sinne, das Stück zu verstehen und zu erfassen. Am Anfang der Arbeitsphase braucht man ein Konzept, ebenso wie die Empfindungen und Emotionen, die die Musik hervorruft. Mit dem Prozess des Übens gilt es, dies alles zu transformieren, wodurch ich mich förmlich aus dem Konzept hinausübe. Nur dann wiederhole ich mich nicht und die Musik ist immer neu.

Sie gehen auch ohne Konzept ins Tonstudio?

Das ist der ideale Zustand, der immer wieder aufs Neue errungen werden muss. Es ist ein Zusammenwirken von bewusster Arbeit und Geschehenlassen. Leider ist das nicht etwas willentlich Machbares.

Das klingt philosophisch …

Ich glaube, das ist gar nicht philosophisch. Das Leben verhält sich so, es ist die Realität.

Es gibt im ersten Satz der Sonate am Ende der Einleitung diese Fermate, die bei Ihnen sehr lang ist. Dadurch erreichen Sie eine unglaubliche Spannung. Das haben Sie in dem Moment so empfunden?

Ja, das hat sich in dem Moment ganz natürlich ergeben. Die Schwierigkeit ist dabei, den Ton von sich aus so lange klingen zu lassen, dass er diesen Raum füllt. Für diese Art Anschlag habe ich jahrelang gearbeitet, es ist mit dem Einsatz des Pedals nicht getan.

Gab es ein Stück, das Ihnen das Tor zu Schumanns Musikwelt geöffnet hat?

Die Abegg Variationen op. 1! Die habe ich mit 13 gespielt – die sind herrlich. Wie ich anfangs gesagt habe, schloss sich dieses Tor für mich danach aber wieder, zumindest zur Hälfte. Die Abegg Variationen möchte ich auf einer vierten Schumann-CD aufnehmen, zusammen mit den Sinfonischen Etüden und den Geistervariationen, Schumanns letztem Werk. Bevor ich dieses Album einspiele, möchte ich mich aber Brahms widmen. Auch hier ist eine Reihe geplant.

Brahms stand ja auch in einer engen Beziehung zu Clara und Robert Schumann. Apropos: Unabhängig davon, dass seine Bedeutung außer Zweifel steht, hat Brahms oft einen schweren Stand – selbst bei Musikern und Musikliebhabern. Warum?

Es ist die Tiefe seiner Musik. Wenn dieser Boden, dieser tiefe Grund der Musik in einer Interpretation fehlt, dann greift sie nicht. Das ist bei jedem Komponisten so, aber bei Brahms ist es besonders auffällig. Darüber hinaus ist seine Musik so sehr in der spezifisch deutschen Mentalität verwurzelt. Mit Mentalität meine ich etwas, das so wichtig ist wie das richtige Gewürz bei einem Gericht. Man muss ein gewisses Verständnis aufbringen, um Brahms’ Musik fühlen zu können. Aber dann ist sie einzigartig, wirklich einzigartig.

Das Gespräch führte Miquel Cabruja.
(08/2023)

Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!

Magazine zum Downloaden

NOTE 1 - Mitteilungen (3/2023) herunterladen (4400 KByte)

Anzeige

Empfehlungen der Redaktion

Die Empfehlungen der klassik.com Redaktion...

Diese Einspielungen sollten in keiner Plattensammlung fehlen

weiter...


Portrait

Die Pianistin Jimin-Oh Havenith im Gespräch mit klassik.com.

"Schumann ist so tiefgreifend, dass er den Herzensgrund erreicht."
Die Pianistin Jimin-Oh Havenith im Gespräch mit klassik.com.

weiter...
Alle Interviews...


Sponsored Links