Manfred Cordes verhilft der Alten Musik im Norden Deutschlands zu neuem Glanz
"Dem Hörer neue Klangwelten eröffnen"
Prof. Dr. Manfred Cordes, Rektor der Hochschule für Künste Bremen, ist Spezialist für die Musik des 16. und frühen 17. Jahrhunderts. Als Leiter des 1993 gegründeten Ensembles Weser-Renaissance Bremen entwarf und leitete er eine Vielzahl von Konzertprogrammen, die sowohl in Deutschland wie auf internationalen Festivals große Beachtung fanden. Zahlreiche CDs wurden nicht nur von der Fachwelt begeistert aufgenommen. Am 28. Oktober wird der Konzertzyklus "Renaissance im Norden, Musik an den Höfen der Weserrenaissance" mit einem Konzert in der Kirche Unser Lieben Frauen eröffnet. klassik.com-Autor Michael Pitz-Grewenig sprach mit dem Vater zahlreicher Konzertreihen vor allem über Alte Musik und deren optimale Aufführungsmöglichkeiten.
Herr Cordes, Sie feiern mit der Konzertreihe ein kleines Jubiläum und können auf zehn erfolgreiche Jahre zurückblicken, in denen Sie sich einen beachtlichen Ruf erworben haben. Sie gelten mittlerweile als einer der renommiertesten Vertreter der sogenannten Alten Musik.
Für die jeweiligen Konzerte engagieren Sie stets Spezialisten. Ist dieser Luxus nicht auf Dauer zu kostenintensiv?
Das klingt nach einer sehr guten Ausgangssituation.
Was erwartet die Hörer in Konzerten des Ensembles Weser-Renaissance Bremen?
Haben Sie das Gefühl, dass sich die Hörgewohnheiten geändert haben oder erscheinen Ihre Konzerte manchen Zuhörern noch immer als Expeditionen ins Tierreich?
…siehe John Cages ‚Happy new ears!‘
Auf welche Konzertreihe der letzten 10 Jahre blicken sie am Liebsten zurück?
Der Notendruck steckte im 16. Jahrhundert noch in den Anfängen. Damit stellt sich die Frage nach der Authentizität der Kunstwerke. Es gibt zumeist keine Werkfassung ‚letzter Hand‘. Wie gehen Sie mit dieser Problematik um?
Die uns heute vertraute und durchaus fragwürdige Unterscheidung zwischen U- und E-Musik existierte damals noch nicht. Könnte es nicht sein, dass wir heute diese Musik zu ernst nehmen, denn auch sie diente zumeist der Unterhaltung…
Das Schöne an der diesjährigen Konzertreihe ‚Renaissance im Norden‘ ist nicht nur, dass Sie den Zusammenhang und die Vielfältigkeit dieser Kulturregion wieder ins Bewusstsein rufen, sondern ist auch die ungeheure Vielfalt der einzelnen Konzerte. Wie kommen Sie auf solche interessanten Zusammenstellungen?
Welches Konzert liegt Ihnen besonders am Herzen?
Kultur steht aufgrund Geldmangels immer öfter an letzter Stelle. Viele Studien weisen nach, dass eine Gesellschaft mehr floriert, je mehr in die Kultur investiert wird. Ohne Lorenzo de Medici gäbe es die Renaissance in dieser Form wohl nicht. Das Gleiche gilt auch für Moritz Landgraf von Hessen-Kassel, mit dessen Kompositionen in der Kirche Unser Lieben Frauen der 10. Konzertzyklus eröffnet wird. Wo gibt es heute noch solche kunstliebende Führungskräfte? Können wir von der Renaissance noch etwas lernen?
Das Gespräch führte Michael Pitz-Grewenig.
(10/2010)
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