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Mittwoch, 29. März 2023

Photo: Kurt Leimer Foundation

Die Kurt Leimer Stiftung schaut nach vorn und kümmert sich mit der Förderung des pianistischen Nachwuchses um das Morgen

"Es ist mein großer Wunsch, die Werke von Kurt Leimer wieder aufzuführen"


Der Pianist, Komponist und bedeutende Klavierpädagoge Kurt Leimer war seinerzeit ein hoch geachteter Musiker. 1920 in Wiesbaden geboren, machte Leimer als viel versprechender Pianist auf sich aufmerksam und wurde in seiner Jugend von musikalischen Größen (Gieseking, Schuricht, Furtwängler) gefördert. Vor allem in der Nachkriegszeit trat er als Klaviervirtuose mit den Größen seiner Zeit auf; zudem machte er auch als Komponist von sich reden: Sein "Konzert für die linke Hand" wurde mit Herbert von Karajan und den Wiener Philharmonikern 1953 zur Uraufführung gebracht, das 4. Klavierkonzert zusammen mit Leopold Stokowski in der New Yorker Carnegie Hall. Doch schon bald nach seinem frühen Tod 1974 geriet Kurt Leimer in Vergessenheit. Ihn als Interpret wie auch als Komponist wieder ins Blickfeld einer größeren Öffentlichkeit zu rücken, ist unter anderem Ziel der Kurt Leimer Stiftung. Vor allem aber fördert sie den pianistischen Nachwuchs. Dieses Jahr (31.01.-04.02.2011) findet der Klavierwettbewerb zum dritten Mal statt. klassik.com-Redakteur Tobias Pfleger sprach mit Kurt Leimer jr, dem Sohn des Pianisten, und Matthias von Orelli über den Interpreten Kurt Leimer wie auch den pianistischen Nachwuchs, der beim Kurt Leimer Klavierwettbewerb antritt.

Die Kurt Leimer Stiftung verfolgt eine doppelt Ausrichtung: Mit der Wiederveröffentlichung von Tonträgern und Filmaufnahmen von Kurt Leimer werfen Sie einen Blick zurück, mit der Ausrichtung eines Klavierwettbewerbs fördern Sie junge Künstler.

Leimer jr.: Ein wichtiger Punkt ist, dass mein Vater selbst Stipendiat war. Er konnte nur deshalb in Berlin studieren, weil er ein Stipendium bekommen hat. Da war die Idee für unsere Familie natürlich nahe liegend, auch wieder etwas für die Förderung junger Pianisten zu unternehmen, denn das ist direkt mit der Karriere meines Vaters verbunden.

Wann entstand die Idee, eine Stiftung ins Leben zu rufen?

Leimer jr.: Der genaue zeitliche Startpunkt der Stiftung lässt sich gar nicht mit einem bestimmten Datum verbinden. Sie müssen sich vorstellen: Mein Vater ist 1974 gestorben, nachdem er vier Jahre krank war. Das war für uns als Familie natürlich dramatisch; ich war damals gerade einmal 13 Jahre alt. Wir haben dann den gesamten Nachlass meines Vaters erst einmal beiseite geschoben. Er wurde dann im Speicher des Hauses meiner Mutter vom Jahr 1974 aufbewahrt bis wir das Musikwissenschaftliche Institut der Universität Zürich kontaktiert haben mit dem Ziel, von einem Musikwissenschaftler eine Meinung über den Nachlass zu bekommen. Wir waren als Familie total überfordert mit der Fragestellung: Wie gut ist das Werk meines Vaters? Lohnt es sich, das überhaupt wieder zugänglich zu machen? Dort wurde dann alles durchgearbeitet, und anschließend hat man uns dann dringend empfohlen, damit etwas zu machen. Das hat dann schließlich zur Gründung der Stiftung geführt. Wir haben dann den Nachlass der Musikabteilung der Zentralbibliothek Zürich übergeben – es ist ja gar nicht so einfach, einen geeigneten Nachlassverwalter zu finden. Die haben dann den ganzen Nachlass – alle Manuskripte, Briefe etc. – sorgfältig aufgearbeitet, und wir waren sehr froh, für den Nachlass eine sehr gute und sorgfältige Verwahrungsstelle gefunden zu haben.

Die Manuskripte von Kurt Leimers Kompositionen liegen in der Zürcher Zentralbibliothek vor. Gibt es seitens der Stiftung Bestrebungen, die Werke im Druck herauszugeben, vielleicht sogar in einer kritischen Ausgabe?

v. Orelli: An dieser Stelle wäre wichtig, die Strukturierung und Aufgabenverteilung der Stiftung zu erläutern. Die Administration der Stiftung ist so angelegt: Eine Beratungsfirma, für die ich arbeite, hat das Mandat übernommen und damit die administrativen Aufgaben der Stiftung. Wir sind Musikwissenschaftler und sind gerade dabei, aus den Notenmanuskripten druckfertige Stimmen und Partituren zu machen, die dann auch als Aufführungsmaterial dienen können. Von einer kritischen Ausgabe würde ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sprechen. Es geht jetzt erst einmal darum, aus den Manuskripten modernes Notenmaterial herzustellen, auch Klavierauszüge, die man dann später für Aufführungen nutzen kann. Momentan sind z.B. Ausgaben von sämtlichen Klavierkonzerten von Kurt Leimer im Entstehen begriffen.

Kurt Leimer war für seine Generation insofern ein typischer Pianist, als er zugleich komponierte, wie etwa Eduard Erdmann, Eduard Steuermann oder auch Edwin Fischer. Gab es bei Kurt Leimer zwischen den beiden Professionen eine Rangabstufung? War Kurt Leimer eher klavierspielender Komponist oder komponierender Klaviervirtuose – oder beides zugleich?

Leimer jr.: Das stand wahrscheinlich beides gleich nebeneinander. v. Orelli: Den Eindruck habe ich auch. Wenn man sieht und hört, wie Kurt Leimer komponiert hat, stellt man fest, dass Bestrebungen dahinterstanden, sehr originelle Kompositionen zu schaffen. Ich denke schon, dass beide Tätigkeiten einen ähnlich hohen Stellenwert eingenommen haben: das Spiel und auch die Komposition. Leimer jr.: Das eine ist auf das andere bezogen. Wenn man etwa das ‚Konzert für die linke Hand‘ betrachtet: Mein Vater hat sich selbst wahnsinnig hohe technische Herausforderungen gestellt, und seine Werke sind ja auch eine große Herausforderung an das Technische. Das kann man bei meinem Vater nicht auseinanderdividieren.

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Die instrumentale Virtuosität ist im Komponieren und Spielen gleichermaßen großes Thema…

Leimer jr.: …ja, das Virtuose spielt bei seinen Kompositionen stets eine ganz zentrale Rolle. Das ist zumindest meine persönliche Einschätzung. Mir ist das folgendermaßen erst richtig bewusst und unmittelbar deutlich geworden. Anlässlich meines Geburtstages hat eine Preisträgerin des Klavierwettbewerbs das ‚Capriccio‘ (für Klavier solo, Anm. d. Red.) meines Vaters gespielt. Das ‚Capriccio‘ hat mein Vater geschrieben, als er etwa 20 Jahre alt war. Es gibt von ihm eine Einspielung dieses Stücks, veröffentlicht damals von EMI-Electrola; später haben wir das auf CD überspielt. Wenn man das Werk von meinem Vater gespielt hört, dann ist es total ‚verniedlicht‘: Man hat den Eindruck, es sei technisch nicht besonders schwer. Als ich das dann aber live aufgeführt gesehen habe, habe ich plötzlich gemerkt, dass es ein hochvirtuoses Werk ist. Die technische Expertise meines Vaters, die es ihm ermöglichte, große Herausforderungen zu meistern, ‚verharmlost‘ die Musik. Und darum ist es mein großer Wunsch, dass wir seine Musik auf die Bühne bringen. Denn wenn man die Werke dann hört und sieht – vor allem sieht, das war bei der Aufführung für mich ein großer Aha-Effekt – wird einem der Anspruch erst richtig klar. Wir haben auf der Homepage der Kurt Leimer Stiftung die Verfilmung des Vierten Klavierkonzerts von Kurt Leimer (mit Leopold Stokowski am Pult!, Anm. d. Red.). Da sieht man, dass man das Visuelle und das Akustische bei diesen Kompositionen nicht trennen kann und sollte.

Ist das ‚Konzert für die linke Hand‘ in seiner Forderung höchster Virtuosität primär instrumental-pädagogisch angelegt? – Es wurde ja nicht für einen Pianisten wie Paul Wittgenstein komponiert, der auf eine Hand beschränkt war.

Leimer jr.: Hintergrund für das ‚Konzert für die linke Hand‘ ist ein Kriegserlebnis meines Vaters, als ein Studienkollege von ihm eine Hand verloren hat. Das hat ihn inspiriert, dieses Klavierkonzert zu schreiben. Aber es stimmt natürlich: Ich glaube schon, dass meinen Vater besonders die Herausforderung für die linke Hand gereizt hat. Er hat viele Dinge rückwärts gemacht, um seine Fähigkeiten der linken Hand zu fördern. Ich kann mich erinnern, dass er im Garten rückwärts seine Runden gedreht und merkwürdige Übungen gemacht hat, weil er davon überzeugt war, dass das seine Fähigkeiten der linken Hand deutlich verbessern würde. Es war für ihn schon eine besondere Herausforderung, links besonders virtuos zu spielen – neben dem Ereignis des Kriegs. Aber das ist meine ganz persönliche Interpretation.

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Wie würden Sie denn die kompositorische Stilistik Ihres Vaters einordnen? Manches erinnert ein wenig an Hindemith und allgemein an die Klassische Moderne, zuweilen greift Leimer auf Jazz-Idiomatik zurück und zeigt stilistische Nähe zu Gershwin.

Leimer jr.: Beim Klavierkonzert Nr. 4 finden sich klare Annäherungen an Gershwin. Daher ist es auch kein Zufall, dass wir auf unserer CD-Wiederveröffentlichung dieses Klavierkonzert mit Gershwins ‚Concerto in F‘ kombinieren. Beim ‚Klavierkonzert für die linke Hand‘ – das haben wir auf der CD mit dem ‚Panathenäenzug‘ von Richard Strauss kombiniert – zeigt sich schon eine gewisse Nähe zu Strauss. – Aber da darf der Wissenschaftler näheres dazu sagen. v. Orelli: Ja, ich finde dort schon eine Gewisse Nähe zu Hindemith, in der Instrumentierung ist es sehr stark an Richard Strauss orientiert: der ganze orchestrale Apparat und seine Verwendung… Kurt Leimer zeigt eine für seine Zeit typische Mischung aus all diesen Strömungen, die aufgenommen wurden. Es handelt sich schon – und das meine ich jetzt keinesfalls despektierlich – um eine Art Kapellmeistermusik, bei der man merkt, dass sehr viel aufgesogen wird, was in die eigenen Werke wieder hineinfließt. Mich erinnert die Musik in ihrer kompositorischen Stilistik ein wenig an Furtwängler, an das teilweise sehr Akademische und die Fülle an Wissen und Können, die letztlich in diese Konzerte einfließen.

Die Repertoirevorlieben Kurt Leimers sind ja nicht gerade alltäglich, zumindest nicht in ihrer Kombination: Man findet da Brahms‘ Zweites Klavierkonzert, das Dritte von Rachmaninow, daneben aber sehr präsent: Gershwins ‚Concerto in F‘ und vor allem der ‚Panathenäenzug‘ von Richard Strauss, ein kaum gespieltes Werk, für das Kurt Leimer entschieden eintrat.

Leimer jr.: Das stimmt. Mir fehlen zum Beispiel eindeutig Beethoven-Klavierkonzerte… v. Orelli: …dazu kommt aber auch: Von den Beethoven-Konzerten gibt es schon so viele Interpretationen, insofern hat die eigenwillige Repertoire-Auswahl auch mit Profilierung angesichts des vorliegenden Angebots zu tun.

In der Interpretationsgeschichte des mittleren 20. Jahrhunderts lassen sich zwei gegensätzliche ästhetische Ansätze erkennen: eine ins 19. Jahrhundert zurückreichende Espressivo-Tradition und demgegenüber eine Ästhetik (Neuer) Sachlichkeit und großer Texttreue im Dienste größtmöglicher Objektivität. Wo würden Sie den Interpreten Kurt Leimer zwischen diesen Polen einordnen?

v. Orelli: Ich würde schon sagen, dass es beide Interpretationsansätze in seinen Deutungen gibt. Das scheint mir bei Kurt Leimer das Kennzeichnende zu sein. Man müsste dafür natürlich die Aufnahmen analysieren, um eine solche Kategorisierung vornehmen zu können. Auf dem jetzigen Stand des Wissens sind beide Stränge in seinen Interpretationen auszumachen.

Entspricht das auch dem Habitus der Interpreten-Persönlichkeit Kurt Leimers? Der Filmmitschnitt mit Stokowski zeigt einen sehr sachlich wirkenden Pianisten, der auf allen äußeren Effekt verzichtet.

Leimer jr.: Man kann ja meinen Vater in den Filmaufnahmen nicht nur als total versachlicht bezeichnen! Aber ich glaube, Versachlichung bedeutete für ihn, nicht in Konkurrenz zur Musik treten zu wollen. Das ist schon eine zentrale Botschaft meines Vaters: Dass nur sein Spiel, nicht aber die Präsenz seiner Person großes Gewicht haben soll…

… und er sich als Interpret in den Dienst der Musik stellt.

Leimer jr.: Genau. Aber auf der anderen Seite wurde das total unbewegte Geradeaus-Schauen in jedem Konzert fast schon zum Markensymbol. Aber inwieweit mein Vater sich das überlegt hat, es so zu machen, weil es seine Vorliebe war, oder inwieweit es seine Persönlichkeit war, ist für mich aus meiner persönlichen Rückschau unmöglich zu sagen. Heute wüsste ich es; aber ich habe damals als Kind auf meinen Vater geschaut, da ist die Perspektive ganz anders.

Kurt Leimer hat zu seiner Zeit mit den Größen des damaligen Musiklebens zusammengearbeitet, Uraufführungen seiner Konzerte wurden von Karajan und Stokowski begleitet. Worin sehen Sie die Hauptgründe dafür, dass der Interpret wie auch der Komponist Kurt Leimer recht schnell in Vergessenheit geriet? Liegt es allein am frühen Tod?

Leimer jr.: Das ist sicherlich ein Grund. Das andere ist: 1974 befand man sich auf dem Höhepunkt der Schallplatte. Auf diesem Markt war Kurt Leimer dann nicht mehr präsent, auch später nicht, aufgrund fehlenden Bemühens, die alten Aufnahmen auf CD neu herauszubringen. Das ist sicherlich ein wichtiger Grund dafür, dass Kurt Leimer aus dem Gesichtsfeld verschwunden ist. Und noch wichtiger: das Internet. Mir ist das damals aufgefallen, als wir mit dem Nachlass beschäftigt waren. Ich habe damals den Namen meines Vaters in Internet-Suchmaschinen eingegeben, und das Ergebnis war gleich Null. Da wir entscheidende Weichenstellungen verpasst haben, ist mein Vater tatsächlich von der Bildfläche verschwunden.

Welche Rolle spielt das Internet für Sie heute, auch für die Stiftung?

v. Orelli: Es ist natürlich schon so, dass man heutzutage die ganzen Informationen des Internets nutzen kann, z.B. auch die Homepage der Stiftung und damit sehr schnell ein großes Publikum erreicht. Und man ist international vernetzt. Auch im Vorlauf von Wettbewerben ist es gang und gäbe, wesentliche Informationen aus dem Internet zu beziehen.

Um an den von Ihnen angesprochenen Klavierwettbewerb anzuschließen: Wie groß ist das Interesse an dem Wettbewerb? Wie viele Anmeldungen haben Sie bis dato vorliegen?

v. Orelli: Es haben sich 16 Kandidaten angemeldet. Das ist etwas mehr als der Durchschnitt der letzten beiden Male. Die Anfrage ist groß – vor allem, wenn man berücksichtigt, dass es eine eher unbekannte Stiftung ist und der Name nicht so geläufig ist wie andere, die auch hier in Zürich Klavierwettbewerbe durchführen.

Wie kam die Zusammenarbeit mit der Hochschule der Künste Zürich zustande, von wem ging die Initiative aus?

Leimer jr.: Der Anfang war unser Kontakt mit dem Musikwissenschaftlichen Institut. Parallel wurde von dessen Seite vorgeschlagen, auch mit dem Departement Musik der Zürcher Hochschule der Künste zu sprechen, und da hat man dann in gemeinsamen Gesprächen die Idee zu einem Klavierwettbewerb entwickelt. Ohne die Hochschule könnten wir den Wettbewerb nicht durchführen, allein schon von der Infrastruktur her: Uns werden die Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt. Das ist eine sehr gute Zusammenarbeit. Auch das Netzwerk, um an die Kandidaten zu kommen – da sind wir schon auf die Zusammenarbeit mit einer Universität angewiesen. Das hat sich sehr gut bewährt. Und 16 Teilnehmer: Das spricht eben auch dafür, dass wir viele potentielle Interessenten erreichen. Ansonsten wären wir wahrscheinlich nicht auf so viele Teilnehmer gekommen.

Im Gegensatz zu anderen Wettbewerben winkt den Gewinnern Ihres Wettbewerbs ein vergleichsweise stattliches Preisgeld, vor allem aber das Angebot einer weiterreichenden Förderung.

v. Orelli: Sie wissen: Der Markt ist klein. Und so viele Pianisten sind es ja letztlich nicht, die eine ganz große Karriere machen. Die Idee dahinter ist, dass man nicht nur einen Preis gewinnt und dann sagt: Schön, das war’s. Sondern dass man den Pianisten über einen längeren Zeitraum die Hand reicht und durch die Zusammenarbeit mit dem Davos Festival eine gewisse Nachhaltigkeit erreicht – damit Pianisten richtig begleitet werden und sie auch eine Ansprechstelle haben, wenn sie für ihre Karriere Beratung brauchen. Das hat sich sehr gut bewährt.

Copyright Kurt Leimer Foundation

In den Teilnahmebedingungen des Wettbewerbs ist für den Gewinner vorgesehen, ein Klavierkonzert von Kurt Leimer oder ein von ihm häufig gespieltes Werk zur Aufführung zu bringen. Gibt es Werke von Kurt Leimer, die seitens der Wettbewerbs-Kandidaten am liebsten gespielt werden?

Leimer jr.: Am Anfang stand der Wunsch, Werke meines Vaters wieder aufzuführen und dies mit dem Wettbewerb zu verbinden. Die Idee war, dass der Gewinner des Wettbewerbs die Möglichkeit bekommt, eine Komposition meines Vaters aufzuführen. Der anfangs formulierte Wunsch ist aber gar nicht so einfach praktisch umzusetzen, zumal das Notenmaterial dafür nicht verfügbar ist. Der zweite Punkt ist: Da einen Großteil der Werke meines Vaters Klavierkonzerte ausmachen, sind wir natürlich zum Teil auch finanziell etwas überfordert, wenn es zur Aufführung kommen soll. Wir müssten das natürlich vorausfinanzieren, um die Aufführung zu ermöglichen; und da stoßen wir an unsere finanziellen Grenzen. Im Wettbewerb selbst ist es keine Bedingung, ein Stück meines Vaters zu spielen. v. Orelli: Es ist aber, wenn ich das noch ergänzen darf, schon ein wichtiges Ziel der Stiftung, in Zukunft vermehrt zu versuchen, dass die Stücke von Kurt Leimer wieder gespielt werden, am liebsten natürlich mit einem Preisträger. Aber es ist nicht einfach, ein solches Stück in einem Konzertprogramm zu platzieren, weil viele Orchesterdirektoren, Pianisten und Dirigenten die Stücke nicht kennen. Aber wir haben dazu einige Ideen und sind auch mit Pianisten im Gespräch, so dass das vielleicht bald doch klappen wird. Leimer jr.: Aber wenn wir jetzt einmal ehrlich kritisch fragen, was wir bislang am wenigsten erreicht haben, ist das genau der Punkt. Es ist natürlich ein großer Wunsch von uns, ein Klavierkonzert von Kurt Leimer aufgeführt zu sehen, aber das haben wir bislang nicht geschafft.

Vielleicht können dabei auch die Aufnahmen helfen, die Sie wieder veröffentlichen. Kurt Leimer hat seinerzeit Aufnahmen für EMI und die Deutsche Grammophon gemacht, nun werden Sie bei einem Nürnberger Label wieder zugänglich gemacht. Wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem Label Colosseum?

Leimer jr.: Der Vater des heutigen Geschäftsführers von Colosseum, der dieselbe Position eingenommen hat, war mit meinem Vater befreundet. Mein Vater hat damals den ‚Panathenäenzug‘ mit den Nürnberger Symphonikern eingespielt, und auch andere Einspielungen mit dem Dirigenten Günter Neidlinger und dem Nürnberger Orchester, insofern gibt es da eine ganz alte Verbindung. Wir haben mittlerweile alle alten Aufnahmen aufbereitet und einen genauen Plan, welche Aufnahmen in welchem Jahr veröffentlicht werden. Sie werden im Jahres-Rhythmus neu auf den Tonträgermarkt kommen.

Das Gespräch führte Dr. Tobias Pfleger.
(01/2011)

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