
Das Beethoven Trio Bonn über Freundschaft, Schach und Musik
"Das ist wie bei Geschwistern"
Das Beethoven Trio Bonn gibt es seit 2005. Innerhalb kürzester Zeit haben sich Mikhail Ovrutsky (Geige), Grigory Alumyan (Violoncello) und Rinko Hama (Klavier) einen ausgezeichneten Ruf als gefühlvolles und harmonisches Kammermusikensemble erarbeitet. Alle drei Musiker verfolgen gleichzeitig eine Solokarriere: Mikhail Ovrutsky konzertierte unter Yoel Levi und Valery Gergiev. Grigory Alumyan ist Kammermusikpartner von Martin Ostertag und Martha Argerich. Rinko Hama spielt als Solistin und Kammermusikerin. Engagements führen das Beethoven Trio Bonn in die ganze Welt. In der Saison 2008/2009 konzertieren die drei unter anderem im Rahmen der Reihe "Best of NRW". Miquel Cabruja traf die Musiker für klassik.com in der Kölner Wohnung von Mikhail Ovrutsky.
Die Geschichte des Beethoven Trios ist auch die Geschichte einer Freundschaft.
Sie verloren sich aus den Augen?
Zuerst musste aber noch Rinko Hama dazustoßen. Wie kam es dazu?
Apropos Eigenständigkeit. Sie alle sind auch als Solisten erfolgreich.
Mikhail Ovrutsky: Das gilt für mich genauso. Die Solistenkarriere hat in meinem Leben den gleichen Stellenwert wie das Trio und meine Tätigkeit im Beethoven Orchester. Ich möchte auf nichts verzichten müssen. Was gibt es Sinnvolleres, wenn man ein Trio von Felix Mendelssohn-Bartholdy einstudiert, als gleichzeitig an einer Sinfonie von Mendelsohn zu arbeiten? Und wenn ich etwa die Klangwelt des Violinkonzerts von Richard Straussens ergründen möchte, kann ich mir nichts Folgerichtigeres vorstellen, als mich gleichzeitig mit einer seiner Opern zu beschäftigen.
Haben Sie als Trio Vorbilder?
Seine Blüte erlebte das Klaviertrio im 19. Jahrhundert. Wenn man sich für diese Gattung entscheidet, muss man eine Schwäche für die Romantik haben…
Die Epoche der Romantik prägt auch Ihre Debut-CD, die 2007 beim kleinen Label ANTES EDITION herauskam. Auf dieser CD haben Sie das Klaviertrio Nr. 3 von Ludwig van Beethoven mit dem zweiten Klaviertrio von Felix Mendelssohn kombiniert. Eine Frage der Tonart?
Sollten sich Aufnahmen grundsätzlich aus dem Konzertleben heraus entwickeln?
Frau Hama, Sie sind in Tokio geboren. Wie wichtig ist der Schritt nach Europa, wenn man wie Sie in Japan klassische Musik studiert?
Zusammen mit dem Beethoven Trio Bonn unternehmen Sie auch Konzertreisen nach Japan. Wie kommt Kammermusik dort an?
Grigory Alumyan: Und in jedem Fall kommt russische Musik in Japan sehr gut an. Das liegt vielleicht daran, dass die Japaner ähnlich emotional sind wie die Russen.
Gute Voraussetzungen für ein russisch-japanisches Ensemble. Wie ist die Situation in Russland?
Grigory Alumyan: Ich war eigentlich schon lange nicht mehr in Russland. Fast alle meine Schulkameraden sind in Europa, und als ich vor Jahren ein Konzert in meiner Heimat spielen wollte, wurde mir schon bei meiner Ankunft am Flughafen die Tasche geklaut. Da waren aber alle Dokumente drin, die ich für die Einreise brauchte und so durfte ich postwendend wieder zurückfliegen. (lacht)
Da ist es in Deutschland wahrscheinlich einfacher…
Rinko Hama: Dazu kommt, dass das Publikum hier unglaublich interessiert ist. In jedem mittleren Ort gibt es eine große Vielfalt an Musik, wie man sie andernorts nicht finden würde. Hier gibt es einfach alles: Hausmusik, Salonkonzerte, Kammer-, Sinfoniekonzerte und vieles mehr. Und für diese ganze Bandbreite finden sich Konzertbesucher und Zuhörer.
Aber auch in Mitteleuropa bricht eine Tradition weg. Die häusliche Kammermusik-Kultur der bürgerlichen Familien gibt es kaum noch.
Die Balance zwischen den Instrumenten gilt beim Klaviertrio als schwierig. Vor allem das Cello wird wegen seines Timbres leicht vom Klavier überdeckt.
Mikhail Ovrutsky: In unserem Fall ist das in der Tat so. Wir hatten schon von Anfang an das Gefühl, dass wir gut zusammenpassen. Wir sprechen eigentlich nicht viel über solche Fragen und reagieren fast instinktiv aufeinander.
Gilt das auch für Bereiche außerhalb der Musik?
Rinko Hama: Wir sind wirklich sehr unterschiedliche Persönlichkeiten. Manchmal gibt es sogar den einen oder anderen kleinen Streit. Aber das ist wie bei Geschwistern: Wir vertragen uns sehr schnell wieder – und sobald wir zusammen spielen, ist alles vergessen.
Grigory Alumyan: Wie waren einfach zuerst Freunde. Erst danach wurden wir Kollegen. Und bislang sieht es nicht so aus, als ob das kollegiale Verhältnis irgendwann einmal überhand nähme.
Das Gespräch führte Miquel Cabruja.
(07/2009)
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