
Musikzeitschriften im Portrait: Vivavoce
"...Man ist mit sich und den Klängen im Kopf alleine..."
Ein Interview mit Carmen Maria Cârneci auf der HÖGE
von Uli Ertle, aus: VivaVoce Nr. 61
(ungefähr 4 Seiten)
Uli Ertle:
Frau Cârneci, Sie waren im Frühjahr 2001 zwei Monate lang Stipendiatin des artist-in-residence-Programms der HÖGE. Was war Ihr Projekt während dieser Zeit?
Carmen Cârneci:
Das Stipendium auf der HÖGE hat mir sehr geholfen, ich brauchte damals unbedingt Zeit und finanzielle Unterstützung, um mit dem Projekt fertig werden zu können, das vor der Tür stand. Ende Mai war die Premiere meiner Kammeroper Giacometti in Zürich geplant und dafür musste ich noch die letzten Züge der Partitur niederschreiben. Meine Stipendiatskolleginnen, die zur selben Zeit auf der HÖGE waren, waren beide sehr mit ihren eigenen Sachen beschäftigt und oft habe ich die nackte Einsamkeit erlebt. Selbst gewählte Isolation ist ein spezieller Zustand, den ich sehr bewußt und dankbar durchlebt habe. Man ist mit sich selbst und den Klängen im Kopf alleine, in völliger Stille, aber unter großen Spannungen. Das klingt vielleicht paradox, ist aber wahr. Diese Isolation, die ich auf der HÖGE erlebt habe, und die damit verbundene konzentrierte Arbeit war die Chance, eigentlich sogar die Bedingung, es zu schaffen.
Sie haben auf der HÖGE also die kompositorische Arbeit an ‚Giacometti' beendet?
Ja. Ein halbes Jahr vor dem HÖGE-Stipendium arbeitete ich an der Umorchestrierung der ersten Version, die 1996 in Bonn uraufgeführt wurde, dazu kam noch ein zusätzliches Bild. Diese erweiterte zweite Version sollte im Rahmen einer großen Retrospektive zum hundertjährigen Geburtstag von Alberto Giacometti uraufgeführt werden. Die Wochen die ich auf der HÖGE verbracht habe, dienten mir dazu, das Ganze noch einmal unter die kompositorische Lupe zu nehmen. Am Anfang der Arbeit an der zweiten Version hatte ich mir vorgestellt, dass wir zu einer szenischen Realisierung kommen würden. Nach der Erfahrung, die ich in Bonn gemacht hatte, wollte ich für die Regie neue Räume schaffen, aber leider blieb der Wunsch nach einer szenischen Aufführung, aus finanziellen Gründen, bloß ein Traum. Nun ist die Oper aber fertig, und ich bin sehr froh, dass ich durch diesen Auftrag der szeneZürich und des ensemble für neue musik zürich noch das neue Bild "Palast um 4 Uhr morgens" komponiert habe, das den Titel einer Plastik von Giacometti trägt. Es ist ein Gewinn für die ganze Oper und auch beim Publikum kam es gut an. Ich bin sehr froh, dass ich die Möglichkeiten hatte, die Arbeit an Giacometti noch einmal anzufangen, genau wie Giacometti selbst, er hat immer wieder dieselbe Idee bearbeitet, es gibt stets mehrere Varianten der Statuen.
Portrait

"Man muss das Ziel kennen, bevor man zur ersten Probe erscheint."
Der Pianist und Organist Aurel Davidiuk im Gespräch mit klassik.com.
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