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Musikzeitschriften im Portrait: Acta Mozartiana
Requiem, aber keine Ruhe
Mozarts Requiem - Geschichte und Ergänzungsversuche
von Ulrich Konrad, aus: Acta Mozartiana
(ungefähr 17 Seiten)
Vorbemerkung
Der folgende Text gibt den Wortlaut eines Vortrages wieder, den der Verfasser am 29. Januar 1994 an der Staatlichen Hochschule für Musik in Freiburg im Rahmen der Veranstaltungen zum Abschied von Prof. Robert D. Levin (jetzt Harvard University, Cambridge/MA) und anläßlich der Aufführung des Requiems KV 626 in der Fassung von Levin gehalten hat. Zweck der Ausführungen war allein die elementare Information einer breiteren Öffentlichkeit über einige aktuelle Einsichten der RequiemForschung und die Skizzierung meiner Ansichten zum Gesamtproblem; diese Andeutungen dienten seinerzeit dazu, eine Diskussion mit Prof. Levin und dem Publikum anzustoßen. Da ich mich darum bemühe, die Genres von 'Vortrag' und 'Aufsatz' klar zu trennen, habe ich auf jegliche die Form des Redetextes redigierende Eingriffe verzichtet. Den mit den Verästelungen des Schrifttums nicht so vertrauten Lesern biete ich jedoch im Anhang eine aktuelle Auswahl-Bibliographie zum behandelten Gegenstand.
I.
Kein Werk der Musikgeschichte ist so in einen Mythos über seine Geschichte und seine Bedeutung eingesponnen wie das Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart. Seit nun schon über zweihundert Jahren geht von diesem Mythos, bei dem sein eigentlicher Gegenstand, nämlich die musikalische Komposition, nicht mehr von deren Entstehungsgeschichte und damit von Mozarts Lebensumständen wenige Monate vor seinem Tod getrennt zu werden vermag, seit über zweihundert Jahren also geht von diesem Mythos eine rational kaum begreifbare Wirkung aus. Niemand mehr überblickt die inzwischen uferlos gewordene wissenschaftliche, pseudowissenschaftliche, feuilletonistische und populärtriviale Literatur zu dem Werk. In mancher Hinsicht sind alle Schranken eines auf nachvollziehbare und objektivierbare Aussagen über das Werk gerichteten Bemühens zugunsten freischweifenden und möglichst phantasievollen Spekulierens gefallen. Nicht selten drängt sich der Eindruck auf, es ginge bei den Versuchen einer Lösung der mancherlei historischen und künstlerischen Probleme dieses Werkes nur mehr um die interessante, ja spektakuläre These. Zudem werden alle diese Versuche seit einiger Zeit von einer mächtigen Bilderflut überlagert, die namentlich in der breiten Öffentlichkeit eine Trennung von geschichtlich bezeugter Wirklichkeit und medial vermitteltem, imaginärem Historienschein so gut wie unmöglich gemacht hat. Das Proletgenie Amadeus der achtziger Jahre ist eine mit großem Geschick der Bewußtseinslage unserer Zeit angepaßte Kunstfigur, nicht anders als es einstmals das Sacharin-Wolferl war. Für beide hat oder hatte auch das Requiem eine besondere Bedeutung. Diese aber sagt sehr viel über unsere eigene Befindlichkeit bzw. diejenige unserer Vorfahren aus, doch nichts über das in Rede stehende Werk. Niemanden kann angesichts dieser Situation die Feststellung ernsthaft verwundern, daß auch die Wissenschaft das Requiem-Problem zwar unablässig behandelt, dabei aber auf der Stelle tritt und zumeist mit der bloßen Umschichtung des historischen Schutts beschäftigt ist. Im Jahre 1961 veröffentlichte der Musikologe Friedrich Blume einen umfangreichen Aufsatz mit dem Titel Requiem, but no peace (Musical Quarterly 17 [1961], S. 147-169), der auch in einer deutschen Version unter der Überschrift Requiem und kein Ende (ders., Syntagma musicologicum, Kassel 1963, S. 714-734) erschienen ist. Darin heißt es:
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