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Musikzeitschriften im Portrait: Das Orchester
Ein langes Bühnenleben
Gespräch mit der Sängerin Martha Mödl
von Burkhard Laugwitz, aus: Das Orchester 07/2001
Seite 2
Ja. Der Krieg wurde immer heftiger und man durfte nicht mehr jeden Abend spielen, sondern man musste aussetzen wegen der Fliegerangriffe. Und letztlich sagte man uns, wir könnten unsere Gage weiter bekommen, wenn wir Kriegsdienst leisteten. So kam ich ins Alexanderwerk, eine Fabrik, die vor dem Krieg Küchengeräte hergestellt hat. Im Krieg wurde sie dann auf Munition umgestellt. Ich erinnere mich noch, dass wir aufs Passamt mussten. Und da war eine Angestellte, die auf den Pass einen Stempel gedrückt hat. Und während sie das machte, sagte sie: "Gott sei Dank, dass die Faulenzer auch arbeiten müssen." Das war der Empfang.
Und dann war ich dort sieben Monate. Jeden Tag drei Angriffe von Tieffliegern. Wir saßen in einer Halle, in der die ganzen Wände mit scharfer Munition vollgestellt waren. Alles hätte in die Luft fliegen können. Und unter den Arbeitern waren auch russische Zwangsarbeiter, auch Frauen und Kinder. Ich erinnere mich an eine Frau, eine Mutter mit fünf Kindern. Der Kleinste war vier Jahre alt. Auch der musste arbeiten: Er musste die Schraubenmuttern in Öl waschen. Der älteste war schon 16 Jahre alt. Und diese Mutter musste betteln, dass sie für ihre Kinder was zusammenbekommen hat. Denn da gab es eine Lagerleiterin, die die ganzen Zuteilungen, die sie für die Russen gekriegt hat, zu Abenden verwendete, die sie mit deutschen Soldaten feierte. Und den Russen gab sie Gemüsesuppe aus verfaultem Gemüse. Das werde ich nie vergessen.
Martha Mödl: Während meiner Zeit in Remscheid war einmal der Intendant von Düsseldorf in einer Vorstellung. Es gefiel ihm so gut, dass er mir einen Vertrag angeboten hat. Und mit diesem Vertrag ging ich nach dem Krieg, wo noch alles kaputt war, nach Düsseldorf. Mit diesem Vertrag wollte ich dann Düsseldorf erobern.
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