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Musikzeitschriften im Portrait: organ
Interview mit Gustav Leonhardt
Pionier des "historischen" Bachspiels
von Christian Ekowski, aus: organ 4/2000
Seite 2
Leonhardt spezialisierte sich früh in seiner Konzertkarriere auf alte Musik und widmete sich intensiv der Interpretation der Musik Johann Sebastian Bachs, indem er sich insbesondere für die Verwendung eines adäquaten Instrumentariums nach klaren historischen Gesichtspunkten einsetzte. Leonhardt gehört unzweifelhaft zu den profiliertesten Musikern derjenigen "Gründergeneration", die vor etwa fünfzig Jahren als erste damit begann, völlig neue Erkenntnisse der jüngeren historischen Musikforschung konsequent auf ihr eigenes Instrument anzuwenden und für die eigene Interpretationspraxis fruchtbar zu machen.
organ: Bis heute ist sich die Forschung im unklaren, ob Johann Sebastian Bach einen bestimmten Orgeltyp oder einen gewissen Orgelbauer persönlich präferierte. Gab es Ihrer Einschätzung nach für Bach die "ideale" Orgel in seiner Zeit?
Gustav Leonhardt: Das ist eine sehr komplexe und keineswegs uninteressante Frage. Die Quellen, die wir besitzen, sind in dieser Hinsicht nicht ganz eindeutig. Vor dreißig, vierzig Jahren dachte man, einen bestimmten Barockorgeltyp Norddeutschlands als "ideale" Bachorgel erkannt zu haben, ganz den Vorstellungen der damaligen Orgelbewegung folgend. Das ist ganz sicher aber nicht der Fall, und diese Vorstellung sollte heute endlich überwunden sein! Das soll aber keineswegs heißen, dass Bach diesen Orgeltyp nicht selbst als fasizinierend empfand. Schließlich hatte er sich doch auch an die Arp-Schnitger-Orgel von St. Jacobi zu Hamburg beworben. Aber das konnte er auch, wenn diese Orgel nicht gleich zu hundert Prozent sein persönliches orgelbauliches Credo verkörperte. Er wird das Instrument durchaus geschätzt haben, aber er hat es nicht erbaut. Wichtig ist auch das Wenige, das uns in dieser Hinsicht aus der Jugendzeit bzw. der Mühlhausener Periode und aus eigenen Orgelgutachten Bachs bekannt ist: Er hat sich mit verschiedenen Orgelbauern zusammengetan, hat sich für die Orgeln Gottfried Silbermanns ebenso wie für diejenigen Hildebrandts interessiert. Es gibt zudem einige französische Elemente in den Orgeln Silbermanns, aber das war meines Erachtens für ihn letztlich nicht so bedeutsam.
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