
Pressereise Menuhin Festival. Erster Teil
Eindrücke aus Gstaad
Aron Sayed am 20.07.2009 um 20:00 Uhr
Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Auf Einladung der Veranstalter des Menuhin-Festivals fahre ich zur Eröffnung der diesjährigen, mittlerweile 53. Ausgabe des 1957 von Yehudi Menuhin (1916-1999) gegründeten Musikfestes ins 1050 Meter hoch im Saanenland gelegene Dorf Gstaad. Von Freiburg im Breisgau über Basel, Bern, Spiez am Thunersee und Zweisimmen ist das eine rund vier Stunden dauernde Zugfahrt vom Nordwesten der Schweiz bzw. Südwesten Deutschlands ins Berner Oberland.
Weil das Programm der Gruppenpressereise gutes Essen, den Aufenthalt in einem Fünf-Sterne-Hotel, Ausflüge in die Berge und natürlich Konzerte vorsieht, aber keinen Bummel durch Gstaad, steige ich nach einer Panoramafahrt durchs Simmental, vorbei an Bergen wie dem Stockhorn (2190 Meter), bereits zwei Stunden vor dem Check-in aus dem Zug der Golden Pass Line am Bahnhof aus. Es ist Freitagvormittag und noch scheint die Sonne. Nach einem Spaziergang über die sehr hübsche Promenade – das ganze Dorf ist verkehrsfrei – werfe ich einen kurzen Blick in das Festivalzelt, das bis zu 2000 Personen Platz bietet, und wandere ein Stück Richtung Saanen am Yehudi Menuhin Philosophenweg entlang. Gleich beim ersten Betreten und Durchwandern von Gstaad fallen die in einheitlichem Chalet-Stil erbauten Häuser auf, die dazu noch alle verschiedene Namen tragen, und für die ein flaches Satteldach mit weitem Dachüberstand charakteristisch sein soll. Im Grand Hotel Bellevue, wo ich um 15 Uhr einchecke, gibt es seit 2005 ebenfalls zwei Chalet-Anbauten, die unauffällig durch Tunnel mit dem Hauptgebäude verbunden sind, das mit seiner Zen-Atmosphäre innen ruhig und modern wirkt, von außen aber im Jugendstil gestaltet ist. Wer über das nötige Kleingeld verfügt und sich von allem erdenklichen Komfort umgeben wissen will, der wird sich hier sicher wohl fühlen. Unter gewöhnlichen Umständen könnte ich mir nicht einmal eine Nacht in dem ´normalen´ Doppelzimmer leisten, in dem ich untergebracht bin. Aber weil das Bellevue zu den Sponsoren des Menuhin-Festivals gehört, auch einige der Musiker sind hier untergebracht, gelange ich in diesen Genuss.
Um 16 Uhr dann treffen wir uns unten in der Lobby mit Cornelia Bättig von der PR-Agentur Panta Rhei, die das Programm für diese Gruppenreise entworfen hat. Frau Bättig begleitet uns bis zum Ende am Sonntagnachmittag auf liebenswürdige wie kompetente Weise. Nächste Station ist das Hotel Landhaus in Saanen, wo im oberen Stockwerk, das verdächtig nach dem Saal des Dorftheaters ausschaut, die offizielle Eröffnung des Menuhin-Festivals 2009 von Leonz Blunschi, dem Präsidenten und Verwaltungsrat, sowie Stefan Matti, dem Administrativ Direktor, vollzogen wird. Nach einer kurzen Ansprache der beiden, in der unter anderem die Neuerungen des diesjährigen Festivals erwähnt werden, dazu gehören eine Orchesterwoche für Amateure und die noch mehr erweiterte Jugendförderung (´Matinées des Jeunes Etoiles, Konzerte der Menuhin School London, der International Menuhin Music Academy sowie die ´Gstaad Vocal Academy Cecilia Bartoli´), machen sie dem GlasBlasSing Quintett Platz. Diese fünf Glasbläser aus Berlin zeigen in einer kurzweiligen halben Stunde, wie gut sich mit Leergut Musik machen lässt, wenn man kreativ genug ist und die nötige Virtuosität besitzt.
Bevor es zum Eröffnungskonzert in die Dorfkirche Saanen geht (Siehe die Rezension ´Bunte Eröffnung´ vom 17.7), fährt man uns nun zum Hotel Bernerhof, wo uns ein Pasta-Menü erwartet. Hier ergibt sich dann endlich einmal die Gelegenheit, meine Mitmedienvertreter und Vertreterinnen genauer in Augenschein zu nehmen. Was mir als erstes auffällt, ist, dass alle außer mir entweder mit ihrer Frau oder ihrem Mann angereist sind, und als zweites, dass ich als Mensch Ende 20 den Alterdurchschnitt der Gruppe leicht senke. Beides, also mein vergleichsweise jugendliches Alter und der Status ´unverheiratet´, stellt jedoch, wie ich beinahe sofort feststelle, überhaupt kein Problem dar, denn alle, egal ob aus England, Deutschland, Frankreich oder der Schweiz, erweisen sich als sehr umgänglich. Ich persönlich verstehe mich mit einem Ehepaar aus London (very british and amusing!) und dem Rezensenten der Aargauer Zeitung sowie seiner Partnerin, die ebenfalls für die Presse arbeitet, am besten. Zunächst aber bin ich ein wenig erstaunt, zu erfahren, dass ich hier anscheinend der einzige für ein reines Klassikmagazin Schreibende bin. Von regionalen bis zu überregionalen Tageszeitungen, Lifestyle-Magazinen, Meeting Industry und Tourismus scheint alles vertreten zu sein. Beachtet man aber, dass es sich bei so einem großen Klassikfestival wie diesem genauso um ein gesellschaftliches, alle möglichen Bereiche betreffendes Ereignis handelt, ergibt die hohe Vielfalt der Richtungen, denen man die Medienvertreter zuordnen kann, natürlich wieder Sinn.
Gegen 22:30, leider regnet es mittlerweile konstant seit mehreren Stunden und die Sicht ist verhangen, bin ich zurück auf meinem Zimmer und falle erschöpft, aber glücklich über all die verschiedenen Eindrücke des Tages, ins weiche Bett.
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